Uff, Christ zu werden, ist nicht schwer, Christ zu bleiben, dagegen sehr. Das denke ich manchmal, wenn ich die Maßstäbe betrachte, an denen Christen innerhalb und auch außerhalb der Gemeinde gemessen werden.

Ui, da hat ein Christ perfekt zu sein, soll zu 100 Prozent lieb und brav und alles Mögliche sein. Und darf am besten noch nicht mal eine eigene Meinung zu den aktuellen Themen haben. Und überhaupt, nichts ist erlaubt, alles verboten und sowieso hat ein Christ wie Jesus zu sein.

Sorry, aber das schaffe ich nicht. Das habe ich nicht mit 18 geschafft, als ich zu Gott gefunden habe, und das schaffe ich auch jetzt, viele viele Jahre später immer noch nicht. Heute Nacht habe ich darüber nachgedacht, und dann wurde mir klar, was eigentlich so oft so ganz falsch läuft.

Ja, ich bin nach dem Bildnis Gottes gemacht, aber ich bin NICHT Gott, darf also ein Mensch sein, mit allen meinen Fehlern und Schwächen und auch Gefühlen! Ich habe mir oft das Hirn zermartert, wie ich wie Jesus sein kann, und das ganze Zeug, das mir irgendwie weisgemacht wurde. Hey, aber ich muss gar nicht so wie Jesus sein. Denn dann wäre ich ja der Sohn Gottes, aber das bin ich ja nicht. .Ich bin eine Tochter Gottes, eine von vielen, auch wenn mein Vorname ausgerechnet auch noch „die Gesalbte“ bedeutet. Mann, mit einem solchen Vornamen und dann mit den Ansprüchen in der Gemeinde und von außen leben zu müssen, das habe ich lange nicht geschafft. Und bin dann immer wieder von Gott weggelaufen, weil ich dachte, ich bin sowieso nicht gut genug für ihn.

Heute weiß ich es besser. Und ich hoffe und bete, dass es bei euch nicht so lange dauert wie bei mir, bis ihr auf den Trichter kommt, dass Gott euch auch dann liebt, wenn ihr ganz und gar nicht perfekt seid. Ganz normal eben, wie wir eben Menschen sind!

P.S.: Das ist übrigens keine Abrechnung mit meiner ersten Gemeinde, nicht dass das jetzt jemand unbedingt falsch verstehen will. 🙂 Ich liebe die Menschen dort immer noch sehr!