Seit Gott mich mit 19 Jahren in Seinen Dienst berufen hat, sind Jahrzehnte vergangen. Jahrzehnte, in denen ich viele Umwege gegangen bin, und Vieles mühsam lernen musste. Wie ein Trainer das Beste aus seinem Schützling hervorholen will. Was manchmal unter Schweiß und Tränen geschieht. Hat Gott mich in den letzten Jahrzehnten „trainiert“. Ich habe Dinge gelernt, die ich nie für möglich gehalten hätte. Aber ich habe auch lernen müssen, dass ich loslassen muss. Andere Menschen, meine Geburtsheimat, aber auch mein Ego.

Nach dem Ruf Gottes für mein Leben ging es erstmal so richtig bergab. Ich kam nicht mehr auf mein Leben klar, und fing wieder an zu Trinken, nachdem ich über ein Jahr lang trocken gewesen war. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich war zu etwas Großem berufen, das wusste ich. Aber ich dachte, das würde jetzt einfach alles in seine Gänge kommen. Doch damit war nichts.

Über die Jahrzehnte habe ich dann gelernt, loszulassen. Ich habe erleben müssen, wie Gott mich von da weggehen hat lassen, wo ich für immer bleiben wollte. Ich habe erlebt, wie ich Menschen loslassen musste, meine Gemeinde, so vieles, das mir wichtig war.

Das Loslassen müssen zieht sich seitdem wie ein roter Faden durch mein Leben. Es ist, als würde nichts Bestand haben wollen als allein Gott. Oft war ich deswegen verzweifelt, habe meinem Glauben den Laufpass gegeben, weil das alles für mich so gegensätzlich zu dem war, was Gott mir mir vorzuhaben schien. Das schien alles so gegensätzlich zu den Verheißungen, den Versprechen, die Er mir gegeben hatte.

Erst vor einigen Jahren habe ich dann verstanden, dass ich so lange brauchte, damit Gott mir mein Ego nehmen kann. Dass ich begreifen musste, dass es bei diesem Ruf nicht um mich geht. Gott hat mich gelehrt, loszulassen, und mich damit Demut gelehrt. Er hat immer wieder negative Beispiele in mein Leben geführt, die mich verzweifeln haben lassen darüber, wie Christen sein können. Und eines Tages habe ich verstanden, dass ich darin mein Spiegelbild gesehen habe, wie ich hätte werden können. Hätte Gott nicht an mir gearbeitet, und mich so immer näher in die Demut und zu sich selbst gezogen.

Ich weiß nicht, wie oft und wie viel ich in meinem Leben noch loslassen muss. Ich weiß nur, dass ich damals weggehen musste, alles hinter mir lassen musste, damit ich zu dem Menschen werden kann, der ich heute bin. Trocken, mitfühlend, und nicht auf sich selbst bedacht. Die Wüsten, durch die ich gehen musste bis zum heutigen Tag waren Jahre des Lernens. Und des Verstehens, dass ich einzig von Gott abhängig bin, wenn ich mit Ihm und für Ihn leben will.

Ich weiß nicht, wohin meine Reise noch gehen wird. Wohin dieser Ruf mich noch führen wird. Es tut weh, loszulassen. Es tut verdammt weh, und jedes Loslassen reißt eine neue Wunde in meinem Herzen auf. Aber mit jedem Loslassen mehr habe ich eines Tages verstanden, dass ich nur in völliger Abhängigkeit von Gott leben kann, leben will.

Seit einigen Jahren folge ich dem Ruf, den Gott damals in mein Leben gelegt hat. Ich erzähle von meinem Leben, und dem, was Gott verändert hat. Und ich habe verstanden, dass es dabei nicht um mich geht, sondern allein um Ihn, und um die Menschen, die meine Texte lesen.

Vor vielen Jahren hatte Gott mich mehrfach auf Bühnen stehen, und vor zum Teil vielen hunderten von Menschen reden lassen. Und eines Tages hat Er einfach einen Cut gemacht. Und ich bin Ihm von ganzem Herzen dankbar dafür. Weil es irgendwann mein Ego war, das mich getrieben hat, und nicht der Wunsch, Menschen mit dem zu berühren, was Gott mir auf mein Herz gelegt hat. Ich weiß nicht, ob ich eines Tages wieder vor vielen Menschen reden werde. Aber es ist mir auch nicht mehr wichtig. Wichtig ist mir jeder und jede Einzelne, der den Weg zu meinen Texten findet. Es geht nicht um mich, es geht um Dich. Vielleicht bist Du am Ende, und suchst Hoffnung. Vielleicht bist Du auf der Suche nach Deiner Berufung, oder steckst mitten in eine Wüste fest. Vielleicht suchst Du Inspiration, und hoffst diese auf diesem Weg zu finden.

„8»Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken«, sagt der Herr, »und meine Wege sind nicht eure Wege.

9 Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so viel höher stehen meine Wege über euren Wegen und meine Gedanken über euren Gedanken.

10 Regen und Schnee fallen vom Himmel und bewässern die Erde. Sie kehren nicht dorthin zurück, ohne Saat für den Bauern und Brot für die Hungrigen hervorzubringen.

11 So ist es auch mit meinem Wort, das aus meinem Mund kommt. Es wird nicht ohne Frucht zurückkommen, sondern es tut, was ich will und richtet aus, wofür ich es gesandt habe.

12 Ihr werdet in Freude ausziehen und in Frieden geleitet werden. Die Berge und Hügel werden jubelnd vor euch singen und alle Bäume auf dem Feld werden in die Hände klatschen!

13 Wo einst Dornen waren, werden Zypressen wachsen, wo Nesseln wucherten, werden Myrten sprießen. Das geschieht zur Ehre des Herrn und zu einem ewigen Zeichen, das nie mehr vernichtet wird.«“ Jesaja 55,8-13