Ich habe früher ein Doppelleben gelebt. Ich bin in eine Gemeinde gegangen, habe dort auch gedient. Und habe dort sogar eine Zeitlang im Gemeindehaus gelebt. Trotzdem war ich todunglücklich, weil ich nach außen, in meiner Gemeinde, und vor Gott, nie der Mensch war, der ich wirklich war. Was ich damals nicht wusste: Gott sieht hinter all unsere Masken. Vor Ihm können wir uns nicht hinter falschen Fassaden und Mauern verstecken.
An meinem Leben hinter Masken zerbrach mein Glauben, und ich auch. Ich zog mich aus der Gemeinde zurück, und landete wieder im Horror der Sucht, die mein Leben zerfraß. Dies ging über Jahre so. Bis ich den Weg raus aus der Sucht, aber immer noch nicht aus meinem Doppelleben als Christin und Homosexuelle fand.
Warum ich nicht authentisch leben konnte? Weil ich glaubte, ich sei nicht von Gott geliebt, so wie ich bin. Weil ich abgelehnt wurde, was ich war, und sehr tief verletzt wurde, als mein Leben hinter Masken zerbrach, weil ich dieses Doppelleben nicht mehr ertrug.
All das ist Jahre her. Inzwischen bin ich ohne Gemeinde, weil für viele Christen Homosexualität immer noch nicht vereinbar ist mit meinem Leben als Christ. Ich weiß mich von Gott geliebt, und lebe inzwischen in vielen Bereichen meines Lebens authentisch, etwas, was ich früher nicht konnte.
Egal, was Deine Maske ist, hinter der Du Dich und Deines wahres Leben versteckst, Gott sieht sowieso dahinter. Seit ich das begriffen habe, kann ich freier beten, kann ich freier leben. Ich muss keinem Anspruch genügen, den andere an mich haben. Ich muss nicht mehr perfekt sein, um mein wahres Ich dahinter zu verstecken, oder damit zu rechtfertigen.
Mein Leben ist anders geworden. Die Wunden von damals sitzen noch tief. Aber ich habe den Menschen vergeben, die mich verletzt haben, weil sie nur noch die Lesbe in mir sahen, und nicht mehr die Frau, die Gott mit ganzem Herzen und ihrem ganzen Leben dienen wollte.
Vielleicht versteckt sich hinter Deiner Maske etwas ganz Anderes. Vielleicht ist es etwas, was wirklich schlimm ist. Dennoch wird es an der Zeit, dahinter hervor zu kommen. Menschen werden Dich immer verletzen, das ist nun mal so mit uns Menschen. Weil wir menschlich sind, und noch alles andere als göttlich. Aber Gott hat uns nie gesagt, dass wir in unserem Leben in dieser Welt etwas Anderes sein werden, als menschlich. Alles andere wird im Himmel sein, bis dahin leben wir ein alles andere als perfektes Leben. Wir können uns jedoch dafür entscheiden, dieses Leben möglichst authentisch zu leben. Und genau darin der Mensch zu sein, den Gott sowieso liebt, egal ob mit oder ohne Maske.
Vielleicht hört sich das für Dich voll nach Geschwafel an. Aber eines kann ich Dir sagen: ich bin durch die tiefste Scheiße in diesem Leben gegangen, und habe erkannt, dass nur das Leben mit Gott das ist, was ich leben will. Weil allem anderen immer der Geruch von Scheiße anhaften wird, denn das ist genau das, was ich erlebt habe. Als Schwerstabhängige, als lange Depressionserkrankte, als Mensch, der die Scheiße mit in die Wiege gelegt bekommen hat. Aber Gott hat aus dieser Scheiße Gold gemacht, und aus meinem Herzen aus Stein ein mitfühlendes Herz. Ich brauche keine Maske mehr. Weil ich bin, wie ich bin, und genau so, wie ich bin, von Gott geliebt werde, bedingungslos!
18. Februar 2019 um 17:14 Uhr
Hallo Christel,
vielen Dank für deine Worte. Sie haben mich sehr berührt und angesprochen.
Liebe Grüße,
Deborah
18. Februar 2019 um 18:54 Uhr
Liebe Deborah! Ich danke Dir von Herzen für Deine Rückmeldung. Das berührt mich, und zeigt mir, dass Gott segnet, was ich hier mit diesem Blog zu vermitteln versuche: Gott liebt Dich bedingungslos, und Er gibt niemals jemanden auf! Das ist die beste Nachricht aller Zeiten, finde ich. 🙂 Und eines kann ich Dir auch viele Monate nach dem Schreiben dieses Textes sagen: Authentisch leben als Christ segnet nicht nur Dich selbst, sondern auch andere. Natürlich wird es immer Menschen geben, die sich wegdrehen. Aber das sind nicht die Menschen, die Gott gesetzt hat, um Dich auf Deinem Weg zu begleiten. Ich wünsche Dir Gottes Segen für Deinen Weg! Christel