Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht über eine Predigt, die ich vor Kurzem über „Wartezeiten“ gehört habe. Einer der Punkte der Predigt war, dass wir uns in der Zeit des Wartens keinen Ismael machen soll.
Gott hatte Abraham ein Versprechen gegeben. Er würde einen Sohn haben und durch diesen würden seine Nachkommen so zahlreich werden wie die Sterne am Himmel. (1. Mose 15)
Und damit hätte die Geschichte eigentlich enden können. Abraham bekommt mit seiner Frau Sara einen leiblichen Sohn. Und die Verheißung Gottes, die auf seinem Leben liegt, erfüllt. Aber eben nur: Eigentlich!
Denn Abraham, der damals noch Abram genannt wurde, bekam eine Verheißung, die Menschenmöglich nicht zu erfüllen war. Seine Frau Sara war alt und es war unwahrscheinlich, dass sie in ihrem hohen Alter noch ein Kind bekommen würde.
Also was macht Abraham? Er bekommt auf Drängen seiner eigenen Frau einen Sohn mit einer Sklavin. Ismael.
Doch ihm war kein Ismael verheißen worden, sondern ein Isaak.
Jetzt könnte man natürlich sagen, in der Rückschau auf all diese Ereignisse, dass Abraham hätte klüger sein sollen und Gott mehr hätte vertrauen sollen. Und dass wir ja nicht so blöd gewesen wären.
HA! Denn genau damit überführt uns Gott. Ich habe seit Jahrzehnten ein Versprechen Gottes auf meinem Leben. Ich habe immer gedacht, Abraham, hättest Du nicht warten können, wieso hast Du nicht gewartet, warum bist Du so dumm gewesen, Gott nicht zu vertrauen. Und dann, vor ein paar Jahren, habe ich meinen eigenen Ismael geschaffen.
Ich wollte nicht mehr geduldig sein. Ich habe zu Gott gesagt, ich warte jetzt schon 33 Jahre darauf, dass Du diese Verheißung erfüllst. Und dann zack hatte ich meinen Ismael. Weil ich nicht mehr warten wollte.
Das hat zu Verletzungen geführt, nicht nur in meinem Herzen. Weil es eben nur ein Ismael war, nicht mein Isaak, den Gott mir versprochen hat.
Nun könnte auch da die Geschichte enden.
Aber heute Morgen hatte mir Gott gezeigt, dass dieser Ismael zu meiner Geschichte gehört. Wie er zu Abrahams Geschichte gehört. Gott hat genau gewusst, dass Abraham irgendwann nicht mehr warten würde.Und vielleicht ist es einfach so, dass ein Ismael kommen muss in unserem Leben, damit wir erkennen können, wenn der Isaak in unser Leben tritt.
Gott nutzt diesen Fehler, diesen Fehltritt und macht daraus etwas. Ich sage immer, Gott kann auch aus der größten Scheiße Gold machen.
Dieser Ismael wird immer Ausdruck unseres Versagen sein. Und auf irgendeine Art und Weise wird er uns immer im Nacken hängen als eine Erinnerung an unser Versagen, an unsere Ungeduld.
Aber umso mehr können wir dann den Segen erkennen, den der uns verheißene Isaak in unser Leben bringt.
Gott kennt alle unsere Fehler. Er kennt unsere Ungeduld. Er weiß, dass wir gerade in Wartezeiten gerne unsere eigenen Süppchen kochen und denken, das kommt von Ihm. Nur weil wir des Wartens müde sind. Weil wir sehen, um uns erfüllen sich die Verheißungen im Leben anderer Menschen. Nur wir stehen da und das Versprechen, das Er auf unser Leben gelegt hat, erfüllt sich einfach nicht. Und dann machen wir uns einen Ismael.
Ich könnte wütend sein auf Gott. Warum hast Du das zugelassen, dass ich mir einen Ismael geschaffen habe? Warum hast Du mir nicht mehr Geduld gegeben? Warum musste ich auch den Schmerz erleben, der damit einherging, die tiefen Verletzungen? Hätte ich nicht aus Abrahams Geschichte lernen müssen?
Und dann kommt ein leises Nein von Gott. Ein Du konntest nicht anders lernen, weil Du nur so den Unterschied erkennen konntest zwischen einem Ismael und Deinem Isaak.
Ich weiß nicht, welches Versprechen auf Deinem Leben liegt, wer oder was dieser Isaak ist, den Gott Dir verheißen hat. Und ich weiß auch nicht, was Dein Ismael ist, den Du Dir geschaffen hast.
Ich weiß nur, dass der selbstgemachte Ismael zu Wunden führt, die ziemlich tief gehen können. Der versprochene Isaak aber daran erkannt werden kann, dass sich in Deinem Herzen etwas verändert, auf eine Weise, wie Du es Dir vielleicht niemals hättest vorstellen können.
Mein Gebet ist, dass Du Dir Deinen Ismael vergeben kannst. Dass Du Dir vergeben kannst, dass Du ungeduldig warst und nicht auf Gottes Zeitpunkt warten wolltest. Und Du erkennst, dass dieser Ismael immer Teil Deines Lebens sein wird, auch als eine Art Mahnmal, dass Du auf Gottes Timing wartest, auf den Zeitpunkt, den Er für Dich geplant hat. Und dass Du nicht wieder auf der Überholspur oder auf einer Umgehungsstraße unterwegs bist, um Seine Versprechen VOR Seiner Zeit erfüllen zu wollen.
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