Heute ist irgendwie ein kurioser Tag. Heute Morgen deutlich früher als sonst aufgestanden, dann mein Arbeitsprogramm zielstrebig durchgezogen – und nun stehe ich schon kurz vor dem Feierabend und weiß nicht so ganz, wie ich mir die Zeit vertreiben soll.
Irgendwie kennt sie wohl jeder, diese Tage. Der eine mehr, der andere weniger. Die einen flüchten dann vor den Fernseher (wobei das Fernsehprogramm Nachmittags immer bescheidener geworden ist, eine Ablenkung bringt das irgendwie auch nicht mehr), die anderen hauen sich die Birne zu (kann ich nicht, ich bin 1995 fast am Alk verreckt, ich rühre seit über 17 Jahren keinen Tropfen mehr an) und wieder andere legen sich hin (kann ich auch nicht, danach bin ich dann richtig matsche in der Birne).
Also was tun mit meiner unerwarteten freien Zeit? Nachdenken. Naja, ist manchmal ganz schön stressig und durchaus auch sehr schmerzhaft. Ich bin gerade in der Lebensphase, in der ich Loslassen lernen muss. Alte Freunde, meine beiden früheren Gemeinde (die eine ist zu weit weg, die andere gibt es nicht mehr), einen Teil meines Lebens, der mir mal wichtig war, all das habe ich loszulassen, das habe ich gemerkt. Ich werde das Alte, das Frühere, nicht mehr zurückbekommen, wie schön es auch war – und wie traumhaft es auch wäre, wäre alles so wie früher.
Aber die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Da ist ein Neuanfang gefragt, plötzlich oder mit Übergang, und ich stehe mittendrin und weiß nicht, wo vorne und hinten ist. Deshalb wohl auch die Langeweile. Genug zu tun habe ich. Zukunft planen heißt eines der Stichworte. Aber ich weiß immer noch nicht so genau, wo die Reise hingehen soll in meinem Leben, das nun langsam aber sicher in die zweite Lebenshälfte übergangen ist. Also lieber die Langeweile ertragen als über den weiteren Weg nachdenken? Nee danke. Ich steh nicht auf das gelangweilt sein. Ich brauche sie, die Impulse, und ich erhoffe sie mir von Gott. Dass er mir den Weg weist, wie er es schon so oft getan hat. Dass er mich die Menschen begegnen lässt, denen ich begegnen soll, um von ihnen zu lernen, um sie zu stützen und von ihnen gestützt zu werden. Langeweile führt dazu, die Aufmerksamkeit zu verlieren für das, was eigentlich geschehen soll, das habe ich nun auch wieder verstanden. Gott, mach mich frei von dem Gedanken der Langeweile und lass mich sehen, was Du bereits siehst für mich.
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