In diesen Tagen steht die Welt wieder Kopf. Terroranschläge, so weit das Auge reicht, und schnell wird nach Vergeltung gerufen. Doch eines hat die Geschichte auch jüngerer Zeit immer gezeigt: da wo Rache gestreut wird, wird neuem Hass Raum gegeben.
In den letzten Jahren habe ich immer wieder Diskussionen darüber geführt, dass Hass eine bewusste Entscheidung ist. Nicht das erste Gefühl des Hasses, der hochkommt, sondern der Hass, dem immer weiter und weiter Raum gegeben wird. Ich habe selbst erlebt, wie der Hass mein Herz so sehr zerfressen hat, dass am Ende nur noch ein Herz aus Stein übrig war.
Irgendwann in diesen Tagen damals starb ich fast. In diesem Blog habe ich schon mehr als einmal darüber geschrieben. Mich hatte meine Sucht so sehr zerstört, dass ich nicht nur seelisch, sondern auch körperlich am Ende war. Meine Sucht war eine Folge des Hasses gewesen, der mein Leben von klein auf geprägt hatte. Des Hasses meiner Mutter auf die Russen, die sie nach dem 2. Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben hatten. Des Hasses meines Vaters auf sich selbst, und den Hass, den viele andere in mein Leben trugen. Der Hass, der die Folge war von vielen schlimmen Erlebnissen und Ereignissen, und genau dies weiterführte in meinem Leben, das die grauenhafte Geschichte des Hasses weitererzählte. Erlebnisse und Ereignisse, die ich nur zum Teil aufschreiben möchte, und kann.
Hass gebiert Hass, und er fraß mich auf, wie meine Sucht es tat. Bis ich an den Punkt kam, an dem ich mich entscheiden musste: für das Leben, oder den Tod. Nachdem ich aufgehört hatte zu trinken, war mein Leben nicht einfacher. Da war noch so viel an kaputten Altlasten in meinem Leben, dass der Hass immer wieder die Oberhand gewinnen wollte. Da ich ihn nicht mehr „wegtrinken“ konnte, verfiel ich in eine schwere Depression, die mich erneut nah an den Rand des Todes brachte. Eine lange Geschichte, die ich zum Teil schon erzählt habe, hier in diesem Blog, und auch an anderer Stelle.
Aber es geht mir dabei nicht um meine eigene Geschichte, nicht heute. Es geht mir darum, dass der Hass es ist, der Leben zerstört. Nicht nur das physische Leben, sondern auch das seelische. Der die Herzen tötet, schon von Kindern, und diese zu Selbstmordattentätern werden lässt.
Diese Welt wird nicht durch Rache verändert werden, nicht durch Hass. Diese Welt wird ihre Ruhe nur finden in der Vergebung. So wie ich gelernt habe, zu vergeben, anstatt zu vergelten. So wie ich lernte, meine Horror-Kindheit mit all ihren tiefen, zum Teil unaussprechlichen Abgründen zu vergeben. Gott hat mir diese Kraft gegeben, ich selbst habe sie nicht in mir gefunden.
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