Ich habe es nicht gezählt, wie oft mein Leben schon in Scherben lag. Im Moment bin ich dabei, den Scherbenberg der letzten 3 Jahre aufzuräumen. Als ich eben aus dem Fenster in den trüben November blickte, sah ich plötzlich nicht mehr das Grau. Ich dachte zurück an die Monate vor 20 Jahren, als meine Welt zerbrach und sich vieles, was ich als Leben kannte und erlebt hatte, als eine Lüge erwies. Und plötzlich wurde mir klar, dass Gott aus dem, was alles zusammenbrach, in mir und um mich herum, etwas Neues geschafft hat. Etwas, das bis heute nachhallt in mir. Etwas, das niemals möglich gewesen wäre, hätte nicht vorher meine Welt in Scherben gelegen.
Wenn unser Leben, unsere Welt, zerbricht, sehen wir nur noch die Scherben, sehen nur noch das, was zerbrochen, was verloren ist und was nicht mehr gut werden wird. Das ist menschlich. Es tut weh, es zerreißt das Herz und es scheint, als würde nichts mehr gut werden.
Aber als ich eben so aus dem Fenster blickte, sah ich die Farben des Herbstes und mir wurde bewusst, dass Gott aus jedem der Scherbenhaufen meines Lebens etwas Besseres gemacht hat als das, was es vorher war. Ich habe mich mit jedem neuen Zusammenbrechen meiner Welt nach und nach hin verändert zu dem Menschen, der ich heute bin.
Scherben tun weh. Sie schneiden beim Einsammeln in die Finger, in die Hände. Doch keine Scherbe ist gleich. Manche sind farblos, manche grau oder schwarz, andere voller Farben. Und so blicke ich heute, so viele Scherbenhaufen später, auf ein Lebensmosaik voller Scherben zurück, die ein Bild ergeben, wie ich es noch nie vorher gesehen hatte. Aus Scherbenhaufen kann Gott ungekannten Glitzer schaffen.
In den letzten 3 Jahren brach viel zusammen. Kaum etwas ist mehr so, wie es war. Und doch ergeben viele Dinge jetzt, wo ich dieses Mosaik betrachten darf mit meinem inneren Auge, ein Bild von ungeahnter Schönheit.
Ich weiß nicht, was werden wird. Ich weiß nicht, ob es neue Scherbenhaufen geben wird und ob meine Welt nicht irgendwann wieder zerbrechen wird. Doch ich vertraue mich, und mein Leben, der Liebe Gottes an und Seiner Weisheit. Heute seh ich den Glitzer, den Gott durch die Scherben in mein Leben gebracht hat. Und ich hoffe, morgen, in einem Jahr, in fünf Jahren oder zehn, werde ich ihn immer wieder sehen. Vielleicht auch mit ganz neuen Augen und einem noch tiefergehenden und weiter gehenden Blick.
Ich weiß nicht, wo Du stehst in Deinem Leben und was die Scherbenhaufen Deines Lebens sind. Viele meiner Scherben kenne nur ich selbst, über andere habe ich geschrieben und anderen Menschen davon erzählt. Bau aus den Scherben Deines Lebens, gemeinsam mit Gott, etwas Neues. Vielleicht wirst Du, so hoffe und bete ich, eines Tages auch den ungekannten Glitzer darin erkennen.
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