Am Sonntag ist es kuschelig, der Gottesdienst schön und wir kehren mitunter recht beschwingt aus der Gemeinde in unser räumliches Zuhause zurück. Mal hält das Sonntagsgefühl noch ein paar Stunden an, manchmal sogar bis zum Montagmorgen, und manchmal kehrt der Alltag dann schnell wieder in unser Leben ein. Und dann, wie geht das, im Alltag mit Gott leben?
Zwischen Gemeinde und Alltag, zwischen Gottesdienst und Alltag, zwei Welten, in denen wir uns gar nicht so selten völlig zerrieben fühlen. Auf der einen Seite wollen wir den Anschein geben, wir seien ganz und gar mit Gott unterwegs, und der Gottesdienst puscht uns dann mitunter emotional noch mal so richtig auf – und dann am Montag kommt er wieder, der Kater, weil wir glauben, im mitunter sehr rauen Alltagsleben nicht mit Gott unterwegs sein zu können.
Und dann kommt sie, die Gefahr, die vielen von uns wohl schon mal das Herz zerrissen hat: wir werden zu Sonntagschristen. Natürlich oftmals nicht von heute auf morgen, sondern es ist wie ein schleichendes Gift, dass wir im Alltag selbst, unter der Woche und außerhalb der Gemeinde und der Zusammenkünfte ein anderes Leben leben, als wir es in der Gemeinde und im Gottesdienst tun.
Dann wird im Gottesdienst noch Halleluja und Amen gerufen und kaum kehrt spätestens am Montag der Alltag wieder in unser Leben ein, sind wir plötzlich ganz andere Menschen. Ich kenne diese Zerreißprobe nur zu gut. Oftmals ist es schwierig, auch im Alltagsleben Christ zu bleiben, mir nicht vom Leben unter der Woche das Hirn so sehr vernebeln zu lassen, dass ich ganz woanders unterwegs bin als in meinem Leben mit Gott.
Deshalb habe ich mir zur Gewohnheit gemacht, egal wo egal wann, still oder laut, zu Gott zu beten und nicht auf bestimmte „heilige“ Momente zu warten, um Zwiesprache halten zu können. Dann kommt dann schon mal ein „Gott, ich kann nicht mehr“, oder auch „ich will nicht mehr, hilf mir“. Gerade wenn, wie bei mir in den letzten Wochen, irgendwie fast alles auf einen reinzuprasseln scheint, was einem im Alltagsleben so stressen kann. Und ich wusste irgendwie gar nicht mehr, was ich tun soll und fing an, immer unruhiger und immer verzweifelter zu werden. Und war schon nah dran, einfach meine Sachen zu packen und woanders ein neues Leben anzufangen. Doch eines hat mich Gott in meinem Leben gelehrt: egal, wo ich auch hingehe, ich nehme den ganzen stressigen Krempel erstens mit und zweitens macht Flüchten das Ganze dann nur noch eine ganze Ecke schlimmer. Deshalb bleiben die Koffer ausgepackt, auch wenn ich innerlich immer noch unruhig bin, weil zwei, drei Sachen immer noch ungeklärt sind, aber ich habe irgendwann gemerkt, dass ich mit Gott im Alltag dann eben doch eine Runde besser klar komme und ihn manchmal einfach vollquatsche mit dem, was mir das Wasser bis zum Hals stehen lässt.
Natürlich lösen sich Probleme damit nicht gleich auf, aber Gott greift ein, gerade wenn man selbst keinen Mist gebaut hat, sondern aufgrund der Fehler anderer in Bedrängnis gerät, wie jetzt bei mir kürzlich. Ich glaube, einen Alltag ohne Gott will ich nicht mehr leben, für mich bedeutet das immer wieder, ich habe einen Ansprechpartner, bei dem ich ganz ich selbst sein kann, bei dem ich mich nicht verstecken muss, bei dem ich nicht den Anschein erwecken muss, ich sei ein toller Christ. Denn das bin ich nicht, ich bin nicht toll, nicht perfekt, ich bin nur die Christel. Aber wie mein Name schon sagt: ich bin von Gott gesalbt. Für mich bedeutet das, dass ich nie mehr alleine sein muss, egal wo ich bin, egal was passiert. Und egal, wie beschissen der Alltag auch ist, Jesus ist bei mir, weil er es gesagt hat, und ich es in meinem Leben viele viele Male mehr als nur ein Mal erfahren habe.
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