Vergeben, aber nicht vergessen. Den Spruch kennt wahrscheinlich jeder von uns. Das hört sich immer an wie eine Drohung. Ich habe Dir zwar vergeben. Aber ich werde niemals vergessen, was Du mir angetan hast. Nun ist es so, dass vergeben etwas ist, was einem nicht gerade schnell von der Hand geht. Ich selbst weiß das nur zu gut. Die schlimmen Dinge, die ich erleben musste, sind nichts, was man so einfach von heute auf morgen vergeben kann. Doch eines weiß ich: nur im vergeben können, in der Vergebung für die Taten des anderen, liegt auch die Heilung. Dennoch kann man nicht vergessen, was einem passiert ist. Und das muss man auch gar nicht. Vergeben ist nicht gleich Vergessen bedeutet für mich deshalb keine Drohung an die, die mir wehtaten. Sondern es ist ein Verstehen, dass ich vergeben kann, auch wenn ich niemals werde vergessen können, was mir angetan wurde.
Vergebung verändert Dich selbst
Aber wir müssen auch gar nicht vergessen. Das Überwinden von schlimmen Dingen, das Überleben von grausamen Dingen, von denen man Menschen gar nicht erzählen mag. Weil das, was einem passiert ist, die Vorstellungskraft anderer bei weitem übersteigt. Ich habe irgendwann in meinem Leben verstanden, dass ich nicht vergessen will. Nicht weil ich immer noch hasse. Sondern weil ich weiß, dass ich nur durch das Überwinden mit der Liebe Gottes in meinem Leben in meinem Herzen so weit gekommen bin, vergeben zu können. Weil ich weiß, dass ich nur aus dem allen, was mir passiert ist, und aus dem vergeben können, zu dem Mensch geworden bin, der ich heute bin. Und auf den ich, auch wenn ich nicht „der perfekte Christ“ bin, zugegebenermaßen sehr stolz bin, und sehr stolz sein kann.
Corrie ten Boom – mein großes Vorbild
Was ich über Vergebung gelernt habe, habe ich von Corrie ten Boom gelernt. Die Holländerin, die im KZ Ravensbrück ihren Vater und ihre Schwester verlor. Und als einzige ihrer Familie das Konzentrationslager überlebte. Lebte mir mit ihrem Leben vor, dass vergeben möglich ist. Dass Vergebung das ist, was das eigene Herz heilt. Und das Vergebung etwas ist, was Gott als Wunsch in unsere Herzen legt, und auch in uns vollbringen kann.
Corrie ten Boom hat ihr Leben Gott geweiht, und der Vergebung und Versöhnung. Ins KZ konnte sie eine Bibel einschmuggeln, mit der sie für ihre Mitgefangenen Bibelstunden gab. In der Stunde des Grauens nicht zu vergessen, was wichtiger ist als man selbst. Das ist Liebe zu Gott, die alles andere übersteigt, und Gnade zugleich.
Gott heilt die Wunden, wenn wir zur Vergebung bereit sind
Es geht nicht darum, zu vergessen, was einem Schlimmes widerfahren ist. Es geht darum, das eigene Herz durch die bedingungslose Liebe Gottes heilen zu lassen. Dass das möglich ist, weiß ich. Ich konnte vergeben, was ich glaubte, niemals vergeben zu können. Und ich weiß, Gott kann auch Dein Herz heilen, und Dir dabei helfen, denen zu vergeben, die Dir Schlimmes angetan haben. Klar, es ist nicht leicht. Aber in dem Moment, in dem Du spürst, dass Du vergeben kannst, spürst Du eine zuvor nie gekannte Freiheit in Dir. Weil der Hass weg ist. Auch wenn es nicht immer so kommt wie bei Corrie ten Boom, dass jemand Dir die Hand zur Versöhnung reicht. Doch um aus tiefstem Herzen vergeben zu können, brauchst Du das nicht. Der eine Teil ist Vergebung, das kannst nur Du, mit der Hilfe Gottes, in Deinem Herzen. Versöhnung ist der andere Teil. Zu dem es nicht immer kommt. Auch damit musst Du vielleicht leben müssen, so wie ich. Aber ich habe vergeben. Und eines weiß ich: es hat mich gerettet.
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