Es gibt sie, die Fragen, die wir uns gerne stellen und die wir uns oft viel zu spät stellen. Was wäre wenn, what if, was wäre gewesen, hätte ich vor Jahren einen anderen Weg eingeschlagen, hätte ich an einem bestimmten Punkt meines Lebens anders gehandelt, etwas Anderes gesagt oder etwas Bestimmtes nicht gesagt. Was wäre wenn, und oftmals sind es diese Fragen, die viele alte Wunden aufreißen und die einen dann daran hindern, nach vorne zu sehen und weiterzugehen.
Was wäre wenn mein Leben anders verlaufen wäre. Ich nicht aus der Schule geflogen wäre mit 18? Was wäre gewesen, hatte ich zwei Jahre zuvor nicht einen Weg eingeschlagen, der mich fast das Leben gekostet hat? Was wäre wenn ich schon viel früher den Mut gehabt hätte, mein Leben zu ändern, raus zu kommen aus dem Sumpf von Alkoholismus und einem Leben einen Zentimeter über dem Abgrund?
Wäre ich heute woanders in meinem Leben? Hätte ich Karriere gemacht? Hätte ich Kinder? Hätte ich dies oder das? What if… Was wäre wenn… Aber ich habe damals nicht die Kurve bekommen, sondern habe ein Leben gelebt, dass immer kurz vor dem Abstürzen war, habe dabei hunderttausend Fehler gemacht, und viele davon schmerzen mich heute immer noch.
Aber ich weiß auch, dass ich diese blöde Was wäre wenn-Frage einfach nicht beantworten kann. Vielleicht wäre aus mir ein langweiliger Mensch geworden. Jemand, der seinen Job macht, und in die Gemeinde geht und sonst irgendwie den Funken in seinem Herzen längst verloren hat. Das Feuer, das für Jesus brennt, das Feuer, das die Verlorenheit der Menschen sieht.
Ich habe keine Lust mehr auf diese Was wäre wenn-Fragen. Weil es niemals Antworten darauf geben wird. Weil es das nicht gibt, das was wäre wenn, weil wäre eben nur wäre ist, aber nicht IST.
In der Rückschau meines Lebens betrachtet, spüre ich in den letzten Monaten immer mehr, dass alles so kommen musste. Dass Gott auch viele schmerzhafte Dinge zugelassen hat, damit ich zu dem Mensch werde, der ich heute bin. Wie könnte ich barmherzig sein, hätte ich nicht Seine große Gnade und Vergebung erfahren? Wie könnte ich lieben, hätte ich nie die Größe Seiner Liebe für mich erfahren? Wie könnte ich über Vergebung schreiben, hätte ich nicht unter Schmerzen vergeben gelernt und das befreiende Gefühl dadurch erfahren, dass Hass durch Vergebung abgelöst werden kann?
Was wäre wenn ist auch die Frage nach dem: wer wäre ich dann jetzt? Und vielleicht will ich das gar nicht mehr wissen. Vielleicht ist es mir viel lieber so, wie ich jetzt bin. Nicht fehlerfrei, nicht perfekt, manchmal weit weg von Gott, und Ihm manchmal so ganz nah, dass ich einen Frieden fühle, der größer ist als alles, was ich jemals zuvor erlebt habe. Ich bin, die ich bin. Und manchmal denke ich, Gott hat aus den Scherben meines zerbrochenen Herzens was richtig Gutes hinbekommen. Viele Wunden sind geheilt, vieles ist anders geworden, ich bin anders geworden. Und eines weiß ich in meinem Herzen mehr denn je: wo Gott ist, da ist auch Hoffnung.
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