Und Wumms hat es dieser Tage in meinem Leben gemacht. Der Weg, den ich dachte, dass es Gottes Plan für den Rest meines Lebens ist, hat sich in Staub aufgelöst. Und ich saß da, spürte eine Leere in mir, die mich fast zerfraß innerlich und wusste nicht mehr weiter. Was nun tun, wo nichts mehr da ist? Das war meine Frage und ich dachte daran, aufzugeben. Vielleicht hatte ich Gott ja falsch verstanden, vielleicht hat er ja gar keinen Ruf für mich und ich habe mir all das irgendwie nur eingebildet. Und als ich da so unglücklich in dem Scherbenhaufen des vermeintlichen Plan Gottes saß, wurde mir bewusst, wie sehr ich mich habe ablenken lassen von meinem Leben mit Gott durch das Folgen eines Plans, vom dem ich dachte, er wäre von Gott. Aber das war er nicht. Doch eines war viel wichtiger dabei, wie mir plötzlich bewusst wurde: den Umweg, den ich gegangen bin, hat Gott genützt, um mich zu verändern auf eine Weise, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte.

Aus einem schüchternen Menschen, der im Kontakt mit anderen, unbekannten Menschen kaum den Mund aufkriegt, wurde ein Mensch, der offen ist gegenüber Fremden, der gelernt hat, auf andere zuzugehen und offen zu sein. Das, was Gott in den letzten Jahren langsam Stück für Stück vorbereitet hatte, nahm in den letzten 1 ¼ Jahren Gestalt an – genau in jener Zeit, nach der ich glaubte, den Plan Gottes und Seinen Ruf für mich endlich verstanden zu haben.

Nun ist all das zu Staub zerfallen, aber die Veränderung bleibt. So hat Gott aus einem Umweg einen Lehrpfad gemacht, den ich nicht mehr missen möchte. Auch wenn das Zerfallen des vermeintlichen Auftrags erst einmal mein Herz gebrochen und mich in die Fassungslosigkeit hat fallen lassen. Aber ich wäre nicht Christel, die „Stehauf-Frau“, wie eine langjährige Freundin es letztens wieder zu mir meinte, wäre ich hier liegengeblieben und nicht wieder aufgestanden.

Und so stand ich auf, ungewisser denn je, wie nun die Zukunft aussehen sollte für mich. Hörte Predigten, schaute einen Film („Briefe an Gott“), der mich zu Tränen rührte und bei dessen Ende ich mich frage: was tue ich hier eigentlich mit meinem ganzen jämmerlichen Getue und sehe nicht die Menschen, denen es viel schlechter geht als mir, die Gott brauchen, die Liebe brauchen, die Hoffnung brauchen. Nach und nach hat es dann Klick gemacht in mir. Eins um das Andere kam zusammen, eine Mail, ein Lied und eine Predigt und plötzlich war die Klarheit da, nach der ich gesucht hatte.

Und Nein, ich weiß immer noch nicht, was Gott ALLES mit mir vorhat bis zum Ende meines Lebens. Vieles ist im Verborgenen geblieben. ABER Gott hat mir klargemacht: Geh im Vertrauen und schreibe das Buch, das ich dir schon so lange auf dein Herz gelegt habe. Hab keine Scheu und geh los, du musst deinen Teil dazu beitragen, um den Rest kümmere ich mich, sorge dich nicht. Du weißt, dass es dich etwas kosten wird, auch dieser Ruf hat seinen Preis. Aber es kann nur beginnen, wenn du endlich den ersten Schritt dazu machen wirst.

Und ja, ich mache diesen Schritt, und ich weiß, er wird mein Leben verändern. Ich gebe einen Teil meiner „Sicherheit“ auf, und ich gehe damit in eine (für mich) noch nicht sichtbare und damit zugleich ungewisse Zukunft. Aber ich muss diesen Schritt gehen, weil ich weiß, dass es Gottes Traum für mein Leben ist. Auch wenn ich Angst habe davor, nicht die richtigen Worte zu finden, um das zu sagen, was ich schreiben soll. Auch wenn ich Angst davor habe, finanziell weniger gut über die Runden zu kommen wie bisher. Auch wenn ich Angst davor habe, die alten Geschichten aus meiner Kindheit und Jugend wieder an die Oberfläche zu holen und sie aufzuschreiben – und die Hoffnung, die eines Tages durch Gottes Liebe zu mir daraus entstanden ist. Gott hat aus den Trümmern meines Lebens etwas Gutes gemacht, das weiß ich. Jemanden, der nicht lieben konnte, zu einem liebenden Menschen gemacht. Zu jemandem, der andere sieht und gelernt hat, eine Brücke zum Nächsten zu bauen, auch wenn die Scheu manchmal immer noch hochkommen und die Brücke wieder abbrechen mag.

Und ich bin weiter auf dem Weg, ich gehe und hoffe, ich verlaufe mich nicht eines Tages wieder. Und wenn es doch so sein wird, dann weiß ich auch, dass auch dieser Umweg dank der Liebe Gottes ein wichtiger Lehrpfad für mich sein wird.