Gott vertrauen, wie geht das? Wie soll es funktionieren, etwas zu vertrauen, was wir nicht sehen können? Kann es dieses Vertrauen überhaupt geben, zu einem Gott, der vielen so fern und anderen gar nicht existent erscheint?

Ich bin ein Mensch, dem es oft an Vertrauen in andere Menschen mangelt. Ja, ich erzähle viel von mir. Aber vieles habe ich auch lange hinter meterhohen Mauern versteckt. Weil mein Vertrauen immer wieder missbraucht wurde. Von meinen Eltern, meinen MitschülerInnen, Freunden, Ärzten und von anderen Christen. Gott vertrauen zu können, war für mich aus diesen Gründen lange eine schwere Sache. Ich konnte es nicht. Sobald ich Gott nicht gespürt habe, war auch der Glaube weg und mit ihm das Fünkchen Vertrauen in Gott.

Inzwischen ist das anders. Besonders seit letztem Jahr sagen mir immer wieder Menschen, dass sie mein Vertrauen in Gott bewundern. Dass es sie ermutigt und sie bewundern, dass ich trotz allem Schlimmen, was mir im Leben passiert, an meinem Vertrauen zu Gott festhalte. Mich berührt das immer sehr, weil ich dieses Gottvertrauen inzwischen so sehr verinnerlicht habe, dass mir das meist gar nicht mehr selbst auffällt, wie sehr ich Gott vertraue. Es ist zu einem Teil meines Lebens, zu einem Teil meines Herzen geworden.

„Glaube(n)« ist ein vieldeutig schillerndes Wort. Im Sprachgebrauch der Bibel bezeichnet es nicht ein Wissen mit geringerem Sicherheitsgrad, sondern das unerschütterliche Vertrauen auf Gott und seine Heilszusagen.“

Zitat aus den Sacherklärungen der Gute Nachricht Bibel zu Glaube (Vertrauen)

Doch wie geht das nun, Gott zu vertrauen? Und wie habe ich es geschafft, ein solches Gottvertrauen zu entwickeln? Diese Fragen will ich in diesem Text beantworten. Auch wenn es letztlich nur Stückwerk sein kann, jeder hat seinen eigenen Weg, Vertrauen zu Gott zu finden. So hoffe und bete ich doch, dass Du etwas für Dich aus meiner persönlichen Erfahrung mitnehmen kannst.

Vertrauen in Gott ist ein Lernprozess

Gottvertrauen, das ist nichts, was uns in die Wiege gelegt wurde. Es ist etwas, das wir lernen können, lernen dürfen. Gott verurteilt uns nicht dafür, wenn es uns an Vertrauen in Ihn fehlt. Stattdessen kann Er uns helfen, ein vertrauensvolles Verhältnis mit Ihm zu entwickeln. Das ist nichts, was von heute auf morgen da ist. Vertrauen in Gott ist ein Lernprozess, der bei jedem Menschen unterschiedlich lang sein kann. Ich habe, dank des Misstrauens in andere Menschen, lange gebraucht, um dieses Gottvertrauen, das ich heute habe, zu entwickeln, zu erlernen.

Das geht Schritt für Schritt. Manchmal geht es sogar nur einen Schritt nach vorne und dann zwei Schritte wieder zurück. Gott vertrauen zu lernen ist genauso einfach oder schwer, wie Menschen vertrauen zu lernen. Wir machen in manchen Zeiten nur kleine Schritte des Vertrauens, in anderen Zeiten sind es größere Schritte. Manchmal stecken wir auch völlig fest, wenn, es um das Vertrauen in Gott geht und dann geht gar nichts mehr.

Für mich war das Vertrauen in Gott finden und lernen, ein sehr schwieriger und langer Prozess. Nein, das kam nicht über Nacht, als ich gläubig wurde. Über Jahrzehnte hatte ich Phasen des Vertrauens und dann verlor ich alles Vertrauen in Gott wieder, weil die Dinge schwierig wurden.

Vor ein paar Jahren begann eine neue Reise des Vertrauens in Gott. Und ich fing an, Vertrauen nicht über mein Gefühl zu fassen, was für mich als rationaler Mensch sowieso mitunter schwierig ist, sondern über meinen Verstand. Ich fing an, mich daran zu erinnern, wann Gott mir geholfen hat und dachte mir dann: Wenn Gott mir da und dann geholfen hat, dann wird Er mir wieder helfen, wenn dies oder das passiert.

Mit dem Verstand erfasste ich dann, wie oft Gott mir schon geholfen und mein Vertrauen belohnt hatte, ohne dass es mir bewusst geworden war. Dies hat mein Vertrauen in Gott auch in meinem Herzen gefestigt.

Von da an war es mein Verstand, mit dem ich mich immer wieder daran erinnerte, dass ich Gott vertrauen konnte, weil Er es war, der da war in Zeiten, in denen ich Ihn gebraucht habe. Und ich begriff, so wie ich über meinen Verstand zum Glauben gekommen war vor Jahrzehnten, so wuchs auch mein Vertrauen an.

Inzwischen halte ich an Gott fest, egal wie stürmisch und schlimm die Zeiten sind. Gerade in den letzten Tagen gab es immer wieder neue Scherbenhaufen in meinem Leben. Abschiede, meine Krankheit wurde schlimmer, beruflich gab es heftige Turbulenzen und anderes. Doch ich hielt das Seil des Vertrauens fest und sagte mir: Gott hat mich nie im Stich gelassen und ich konnte Ihm vertrauen, also wird Er mich auch jetzt nicht im Stich lassen.

Vertrauen auf das, was Du nicht sehen kannst

Gott können wir nicht sehen. Wir können Ihn zeitweise nicht einmal fühlen. Dann ist das Spüren weg, das Gott da ist, dass Gott nahe ist und unsere Gebete hört. Doch Vertrauen hat nur bedingt etwas damit zu tun, die Nähe eines anderen immer zu fühlen. So ist es auch mit Gott. Dieses Vertrauen in Gott hat nur sekundär mit Fühlen zu tun, sondern mit der Zusage an mich selbst in meinem Herzen, dass ich diesem Gott mein Vertrauen schenke.

Ich vertraue auf etwas, das ich nicht sehen kann. Auf etwas, das ich oft nicht fühle. Natürlich sind da manchmal, sehr selten, aber trotzdem vorhanden, Zweifel da, ob es Gott wirklich gibt. Und ob ich Gott wirklich vertrauen kann. Diese Phasen des Zweifels sind nicht einfach, das gebe ich zu. Doch immer, wenn ich aus solchen Zweifeln zurück zu Gott, und zurück zu meinem Vertrauen in Gott gefunden habe, ist auch mein Vertrauen in Gott gewachsen. Du kannst Dich auf Deine Zweifel einlassen, sie zulassen, sie für Dich annehmen. Zu zweifeln bedeutet nicht gleich, alles wegzuwerfen, sondern auch, etwas aus einer gewissen Distanz heraus zu betrachten.

Das Seil des Vertrauens festhalten

Es gibt Zeiten im Leben, da fällt es uns schwerer als sonst, Gott zu vertrauen. Da müssen wir das Seil des Vertrauens so sehr festhalten, dass es uns in die Finger schneidet. Unsere Hände werden blutig und das Seil entgleitet uns immer mehr. In einer solchen Zeit sind wir dabei, alles zu verlieren, was unser Vertrauen ausgemacht hat in Gott. Mit dem Vertrauen schwindet auch der Glaube nach und nach und wir kämpfen nur noch darum, den Boden nicht unter den Füßen zu verlieren. Wir kämpfen darum, das Vertrauen und den Glauben nicht zu verlieren.

Und dann passiert es. Das Seil des Vertrauens, es entgleitet uns. Unsere Hände, in die es schon so schwer geschnitten hat, können es nicht mehr halten.

Das könnte das Ende sein, unseres Glaubens. Es könnte das Ende sein, unseres Vertrauens in Gott. Und dann passiert etwas, was wir nicht erwartet haben. Es kommt ein anderer Mensch, legt das Seil zurück in Deine blutigen Hände und hält Deine Hände so fest, dass sie das Seil des Vertrauens wieder festhalten können.

Dieses Bild hatte ich im letzten Frühling plötzlich vor Augen. Manchmal können wir das einfach nicht mehr alleine, dieses Vertrauen in Gott haben. Da brauchen wir jemanden anderen, der mit uns dieses manchmal so schwere Seil des Vertrauens festhält, damit wir nicht unseren Glauben verlieren und das, was ihn ausmacht.

Manchmal ist es so. Da geht Vertrauen in Gott nicht mehr alleine. Da kommt die Hoffnung nicht mehr von selbst, und wir brauchen jemanden, der uns die Hoffnung zurückträgt in unser Herz. Manchmal verstehen wir Gott und Seinen Weg nicht mehr. Dann brauchen wir jemanden, der das Stück Pfad für uns ausleuchtet, auf dem wir gerade stehen. Damit wir nicht plötzlich umkehren und in eine ganz andere Richtung laufen, als da, wo Gott uns haben will.

Vielleicht hat sich Gott das gut ausgedacht. Diese Sache mit dem Seil des Vertrauens, das wir manchmal einfach nicht mehr selbst festhalten können. Damit wir verstehen, dass alleine Glauben leben wollen ziemlicher Mist ist. Wir brauchen einander. In den dunklen Tagen unseres Glaubens, wenn uns dieses Seil entgleiten will. Und in den hellen Tagen, um unsere Freude und unser Glück im Glauben zu teilen.

Bibelverse über Vertrauen in Gott

In der Bibel gibt es viele Verse über das Vertrauen. Einige Bibelverse über das Vertrauen in Gott habe ich hier für euch zusammengestellt:

Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Hebr. 10,35

Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Menschen. Ps. 118,8

Ich will auf den Herrn warten, der jetzt sein Gesicht vor Israel verbirgt. Ich will auf ihn hoffen. Jes. 8,17

Jes 30,15 Denn so spricht Gott der HERR, der Heilige Israels: Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein. Aber ihr habt nicht gewollt. Jes. 30,15

Und der Rabschake sprach zu ihnen: Sagt doch dem Hiskia: So spricht der große König, der König von Assyrien: Was ist das für ein Vertrauen, das du da hast? Jes. 36,4

Dan 9,18 Neige deine Ohren, mein Gott, und höre, tu deine Augen auf und sieh an unsere Trümmer und die Stadt, die nach deinem Namen genannt ist. Denn wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. Dan. 9,18

Dennoch blieben sie eine lange Zeit dort und lehrten frei und offen im Vertrauen auf den Herrn, der das Wort seiner Gnade bezeugte und ließ Zeichen und Wunder geschehen durch ihre Hände. Apg. 14,3

Solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott. 2. Kor 3,4