Irgendwann vor ein paar Monaten habe ich mich gefragt, ob ich das noch mal könnte, ohne Gott leben. Nachdem sich meine Gemeinde vor vielen Jahren gespalten hatte, war ich ins Bodenlose gefallen. Ich hatte nicht nur meine Freunde verloren. Auch meine Berufung hatte sich innerhalb kurzer Zeit in Staub aufgelöst. Ich fiel zerbrochen in einen Abgrund. Ich verfluchte Gott für das, was passiert ist. Für das, was ich verloren hatte. Für den Weg, den ich damals nicht mehr gehen konnte. Es war vorbei. Gott war für mich Geschichte.

Es dauerte Jahre, bis ich wieder den Mut fand, auch nur einen Funken Glauben in mein Leben zu lassen. Gott war für mich passé gewesen. Die Berufung, die Gott mir viele Jahre zuvor geschenkt hatte, und in die ich endlich hineinkam, war zerstört. Langsamen Schrittes ging ich wieder auf Gott zu, hatte aber Angst, Ihm noch mal zu vertrauen. Zu groß war der Schmerz über das, was passiert war, das, was mein Herz mitten entzwei gerissen hatte.

Nach und nach fing ich wieder an, vage Gebete zu sprechen. Ich wollte nicht mehr so recht daran glauben, dass es diesen Gott wirklich gab. Aber ich konnte nicht anders. Mir fielen die Dinge ein, die ich mit Gott erlebt hatte. Es war, als würde Gott mich an all das Gute erinnern wollen, das ich mit und durch Ihn erlebt hatte. Was ist ein Leben ohne Gott? Das war die große Frage, die irgendwann im Raum stand.

Und dann passierte etwas, was mein Leben bis heute verändert hat. Seitdem habe ich manchmal noch gezweifelt, manchmal Gott voll Zorn angeschrien, warum Er bestimmte Dinge zugelassen hat. Aber ich bin keinen Tag mehr von Ihm weggegangen, weil ich gemerkt habe, dass ein Leben ohne Gott für mich ist, als würden bestimmte Teile eines Puzzles fehlen. In einer Nacht im Dezember 2012 schenkte Gott mir einen Traum, der mich am Tag danach direkt nach dem Aufwachen auf die Knie gehen ließ. Von da an war ich eine Andere, und veränderte mich von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr mehr.

Heute blicke ich zurück auf diese Jahre, in denen Gott mich so viele Dinge lernen ließ. Er schenkte mir eine Offenheit für Menschen, die ich niemals für möglich gehalten hätte. Er ließ in diesen Jahren so viele Dinge geschehen, durch die ich auch lernen musste, Ihm bedingungslos zu vertrauen. Ich kann nicht mehr ohne Gott leben. Die Vorstellung eines Lebens ohne Gott ist wie ein Schiff ohne Steuermann, wie eine Mannschaft ohne Kapitän.

Letztens sah ich im Vorübergehen den verschimmelten Baumstumpf, und musste daran denken, dass so ein Leben ohne Gott ist. Da sind zwar noch Wurzeln, aber der Baum ist nur noch ein Stumpf, und wird nie mehr in die Höhe wachsen. Der Schimmel, der den Baumstumpf überzieht, ist die Hoffnungslosigkeit eines Lebens ohne Gott. Das Leben ist zuende, da ist keine Hoffnung mehr auf einen Neuanfang. So will ich nicht noch einmal leben. Weil es sich einfach nur beschissen anfühlt, falsch und leer.

Was ist ein Leben ohne Gott? © Worte-haben.de

Ich weiß, es gibt viele Menschen, die nicht an Gott glauben, oder noch gar nicht von Gott gehört haben. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die in der Lage sind, den Glauben zu erklären. Dafür gehöre ich zu den Menschen, die das mit dem Glauben und mit dem Leben mit Gott jeden Tag ganz real leben und erfahren. Für mich ist Gott kein entfernter Grandpa irgendwo da oben im Himmel. Für mich ist Gott mein Vater, mein Papa. Der, der mich hält, wenn ich falle. Der, der mich aufrichtet, wenn ich gestolpert bin. Der, der meine Tränen sieht, längst bevor ich sie weine. Er ist der, der mein Herz kennt, durch und durch, auch die ganzen dunklen Ecken und Stellen, die ich niemals einem anderen Menschen zeigen würde.

Was ist ein Leben ohne Gott? Ein Leben, das ich nicht noch einmal leben und erleben möchte. Für mich ist mein Leben mit Gott alternativlos. „Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele?“ heißt es in Markus 8,36. Ich hätte Karriere machen können, Ruhm und eine Menge Geld inklusive. Die Türen standen mehr als einmal ganz weit offen in meinem Leben. Aber ich habe eines Tages erkannt, dass es nicht der Weg ist, den ich gehen soll, den ich gehen will. Weil ich dafür meine Seele verkaufen, und das aufgeben müsste, an das ich glaube. Seitdem lebe ich in dem Vertrauen, dass Gott mich mit dem versorgt, was ich brauche. Und mal ehrlich: was nützt Dir der größte Ruhm, und die vielen Menschen, die zu Dir aufschauen, wenn Dein Herz leer ist, und Du innerlich verrottet bist wie dieser Baumstumpf?