Am Anfang diesen Jahres bin ich beim Surfen über ein Foto eines alten Freundes gestolpert. Seitdem bin ich erschüttert, durcheinander, und vieles Alte wurde wieder hochgespült in mir. Ich hatte mich immer wieder gefragt, aus welchem Grund Gott so viele Türen in meinem Leben geschlossen hat. Türen zu Menschen, die mir mal sehr viel bedeutet haben. Türen zu Menschen, die Freunde für mich waren. Menschen, die leere Stellen in meinem Herzen hinterlassen haben. Stellen, die kein anderer Mensch je füllen konnte.

Ich bin damals weg gegangen von da, wo ich aufgewachsen bin. Und mehr als ein Vierteljahrhundert meines Lebens verbracht hatte. Gott hat einfach die Türen zugemacht damals. Ich war davor zwei Jahre weg gewesen, um von meiner Sucht frei zu werden. Und bin danach einfach nicht mehr wirklich dort angekommen. Am Ende hatte ich Freundschaften verloren, die mir teuer und wichtig waren. Ich hatte die Hoffnung aufgeben müssen, dass es jemals Frieden geben wird in meiner Familie. Das tut bis heute alles sehr weh. Und mitten in diesen Schmerz der letzten Tage fiel mir Abraham wieder ein. Was wäre gewesen, wenn er nicht gegangen wäre?

Ich war 19, als Gott mir aufs Herz legte, eines Tages wegzugehen, von da, wo ich lebte. Damals dachte ich, es wäre für mich der Ruf in die Mission gewesen. Aber ich war nie für ein Leben als Missionarin in einem anderen Land berufen, wie ich irgendwann. Gott hatte nur damals schon längst gewusst, dass ich eines Tages würde von dort, wo ich zuhause war, wo ich Freunde hatte und Vertraute, weggehen müsste.

Was wäre gewesen, wenn ich nicht gegangen wäre?

Ich bin mir sicher, ich wäre längst rückfällig geworden. So aber konnte ich den Abstand zu den Leuten gewinnen, die mir auch in den ersten Jahren meiner Trockenheit weiter mein Herz vergiftet haben. Ich musste gehen, um frei bleiben zu können. Und auch, um Gottes Plan für mein Leben zu erfüllen.

Inzwischen blogge ich mehrere Jahre über das, was Gott in meinem Leben getan hat. Über den Glauben und das Christ sein. Darüber, dass wir nicht perfekt müssen, sondern dass Gott uns liebt, wie wir sind.

Nachdem ich nach Hannover kam, schienen die Fäden eines Tages ineinander zu laufen. Ich konnte zur Ruhe kommen, ich fand eine Gemeinde, und darin meinen Halt. Und eines Tages stand ich wieder vor dem Scherbenhaufen. Meine Gemeinde hatte sich gespalten. In die eine Richtung wollte ich nicht. In der anderen fühlte ich mich nicht zuhause. Es war, wie nochmals alles zu verlieren.

Seitdem ist für mich das Leben als Christin manchmal ein harter Brocken. Ohne Gemeinde dem Scheiß stand zu halten, dem einen der Teufel da immer wieder um die Ohren haut. Nicht aufzugeben, sondern an den Verheißungen Gottes festzuhalten, auch wenn ihre Erfüllung immer unwahrscheinlicher wird.

Aber Abraham ist gegangen

Abraham ist gegangen, weil er Gott vertraut hat. Auch wenn die Nummer mit dem nicht so ganz sauber gezeugten Sohn nicht gerade die beste Art war, Gott sein Vertrauen zu beweisen. Aber am Ende hat Gott die große Verheißung erfüllt, die er Abraham gegeben hat.

Auch mir hat Gott vor vielen vielen Jahren eine Verheißung geben, an die Er mich immer wieder erinnert. Manchmal kann ich kaum mehr daran glauben, dass das wahr werden wird, was Gott mir da versprochen hat. Das ist der Wunsch meines Herzens, aber manchmal scheint er so unerfüllbar zu sein. Und doch habe ich gerade in den letzten Tagen noch einmal bewusst entschieden, Gott in dieser Sache zu vertrauen. Darauf, dass Er die richtigen Wege längst geebnet hat. Darauf, dass Er die richtigen Menschen in mein Leben schicken wird. Darauf, dass sich Menschen finden werden, die für mich beten, und sich darauf einlassen, mich in meinem Ganzen als Freundin und Kameradin, als Nachfolgerin zu sehen und zu lieben.

Auf Gottes Timing vertrauen

Ich glaube, in diesem Jahr wird Gott mir auf ganz neue Weise begegnen. Ich vertraue darauf, dass Gott niemals zu spät kommt, und keines seines Versprechen bricht. Das hat Er bei Abraham nicht gemacht, und das wird Er auch bei mir nicht machen.

Während ich das schreibe, habe ich Tränen in den Augen. Weil es immer noch schmerzt. Weil es Menschen gibt, die mir immer noch fehlen. Weil ich keine Familie habe, in der ich geliebt werde als der Mensch, der ich bin. Weil mir eine Gemeinde fehlt, in der ich zuhause sein kann. Aber auch, weil ich weiß, dass ich weggehen musste, um trocken zu bleiben. Und um Gott dienen zu können auf genau die Art und Weise, in die Er mich berufen hat.

Und eines glaube ich: Wen Gott beruft, dem öffnet Gott auch die richtigen Türen. Auch wenn es manchmal lange dauert. Auch wenn es manchmal ausweglos erscheint. Auch wenn wir manchmal denken, wir haben uns das nur eingebildet. Wir können uns irren. Eines aber ist sicher, und das habe ich in all den Jahren gelernt: Gott irrt sich nie!