Ostermorgen. Die Stille hat ein Ende. Oder nicht? Es ist leer in mir.

Der Stein in meinem Herzen, der da liegt, wo meine (vergangene?) Berufung wohnt. Er will sich nicht zur Seite wälzen lassen.

Bilder tauchen auf. Von einem Jesus, der einst aus dem Grab kam. Auch für mich.

Heute ist es anders. Ein anderer Ostermorgen. Die Leichtigkeit ist weg. Das Grab, ist es leer? Oder gefüllt mit all den Fragen, die ich Gott schon so lange stelle?

„Der Herr ist auferstanden.“ – „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ hallt es nach in meinem Herzen aus einer früheren Zeit. Osterfeste, in denen morgens der Stein beiseite gewälzt war. Ostermorgen, an denen die Frauen das Grab leer fanden. Und Jesus am Leben war.

In diesem Jahr ist alles anders. Es ist ein anderer Ostermorgen in meinem Leben. Anders als früher. So viel anders, dass ich einen Teil von mir in dem, wie es davor war, verloren habe.

Liegt es an mir? Bin ich in dieser Krisenzeit, durch diese Pandemie, so sehr anders geworden, dass der Stein sich in diesem Jahr nicht mehr von selbst zur Seite wälzt in mir?

Haben die Engel in dieser Nacht, in meinem Leben, versagt und den Stein da liegenlassen wie ein bitteres Mahnmal, dass Berufungen auch sterben können?

Ich weiß es nicht. Nichts ist mehr, wie es war. Der Ostermorgen nicht. Mein Leben nicht.

Das Sehnen nach Auferstehung, nachdem in dieser Pandemie so viel starb von mir. In der Wurzeln rausgerissen wurden in meinem Herzen, die jetzt vor dem Grab zu baumeln scheinen wie eine Zimmer-Dekoration aus einer fernen Zeit.

Der Stein ist immer noch da. In meinem Herzen ist es leer. Die Nacht am Kreuz, sie hallt noch nach in mir. Der Vorhang ist zerrissen. Und doch ist immer noch so vieles verhüllt.

Ob ich die Einzige bin, der es heute Morgen so geht? Überall lese ich: „Der Herr ist auferstanden.“. Doch fühlen wir es wirklich in diesem Jahr? Menschen hungern. In Flüchtlingslagern. Und werden von der Seuche mit dem Tod bedroht. Menschen sterben. Auf dem Mittelmeer. Und keiner interessiert sich mehr dafür. Menschen sterben. Wie die Fliegen. In Italien und im Iran, in Spanien, in den USA und vielen anderen Ländern dieser unserer Welt. Und hier? Interessieren sich so viele nur dafür, dass es bald wieder losgeht mit den normalen Leben. Drehen sich in ihrem Egoismus um sich selbst, während woanders Massengrab um Massengrab ausgeschaufelt wird.

Ich kann mich nicht freuen in diesem Jahr. Nicht in diesem. Mein Ostermorgen ist dumpf und leer. Die Unmenschlichkeit hat sich wie Säurefraß in meinem Herzen eingenistet. Die Unmenschlichkeit anderer, die Herzensferne anderer, macht was mit mir. Aber nichts Gutes.

Christus ist auferstanden! Für jeden. Oder doch nicht? Wo stehen wir? Gott wird uns eines Tages daran messen, wer wir waren in dieser Zeit. Wer wir waren, auch an diesem Ostermorgen. Das Grab ist leer. Der Stein ist weggewälzt. Doch in mir schreit der Schmerz der Menschen, die hungern müssen in den Lagern, die sterben im Mittelmeer, weil keiner sich aufmacht, um sie zu retten, die sterben, weil Ärzte eine Triage machen müssen und niemand Abschied nehmen darf von einem Leben, über das entschieden wird, so viel lauter als die Freude über die Auferstehung.

Ostermorgen. Es ist leer in mir. Und doch so voll. Voller Fragen, wer ich sein kann in dieser Welt. Wo mein Platz ist bei den Menschen, die Hilfe brauchen. Voller Fragen, wer ich bin und ob meine Berufung von einst heute noch lebt.

„Der Herr ist auferstanden.“ Ich warte noch. An diesem anderen Ostermorgen in meinem Leben.