Sieht Gott uns? Oder ist Er so fern, dass Er alles Mögliche sieht, nur nicht uns? Der heutige Losungsvers enthält die Antwort darauf. „Du bist ein Gott, der mich sieht.“, steht in 1. Mose 16,13. Und die Kraft, die in diesem einen, einzigen Satz steckt, ist unbeschreiblich.
Ich zumindest, ich kann sie fühlen. Diese Tragweite dessen, dass Gott kein ferner Gott ist, sondern sieht, mich sieht. Mich in all dem sieht, wie ich bin. Auch in den Momenten, in denen ich Angst habe, weil mir etwas ein ganz ungutes Gefühl im Bauch beschert. Auch in den Momenten und Stunden, in denen Menschen lieber wegschauen, weil ich nicht so bin, wie sie es gerne möchten. Weil ich nicht funktioniere, anders handle, als sie es sich wünschen, oder es sich vorgestellt haben.
Bei Gott muss ich nichts sein, muss niemand sein, muss nicht funktionieren, muss nicht immer stark sein. Ich darf sein, wie ich bin. Und Er sieht mich trotzdem. Er sieht mich mit den Augen des Vaters, dessen Liebe nicht abhängig davon ist, was ich gerade leiste, oder nicht. Der mich liebt, selbst wenn ich gerade ganz andere Pfade einschlage, als Er es sich in Seiner Liebe für mich gedacht hat.
„Du bist ein Gott, der mich sieht.“. Weil Gottes Liebe immer größer sein wird als das, was ich bin, als das, was ich tue. Zu Gott zu kommen ist wie nach Hause kommen. Nicht, weil ich so viel Tolles geleistet und mein Leben so gut gepackt habe. Sondern weil ich auch als Verlorene Tochter jederzeit zu Ihm zurückkehren darf, zurück in Seine liebenden Arme, zurück in Seinen Schutz und mein Zuhause.
Vor Jahrzehnten fing ich an, Comics zu lesen und als Superman in mein Leben trat, habe ich mir vorgestellt, dass er mit seinen Röntgenaugen mitten in mein Herz sehen kann. In mein verstörtes kleines Herz, das so zerbrochen war durch die Welt, in der ich aufgewachsen bin. Das so vom Hass um sich herum zerrieben war, dass es irgendwann mitten entzwei zerriss und es sehr sehr lange gedauert hat, bis es heil wurde. Vor seinem Röntgenblick in mein Herz hatte ich keine Angst. Weil er ein Guter war, ein Held, einer, dem es immer nur um die Menschen ging und darum, sie zu retten.
Lange Zeit später habe ich spüren dürfen, verstanden, dass Gott einen solchen „Röntgenblick“ hat. Dass Er alles sieht, was in meinem Herzen ist und dass ich mich nicht verstecken muss vor Ihm. Da fing ich an, heil zu werden, Stück für Stück.
Comics liebe ich noch heute. Doch an die Stelle von Superman und den anderen Superhelden ist in meinem Herzen Gott getreten, als mein Vater, mein Schutz, als der, der es gut meint mit mir. Als der Gott, der mich sieht. Das wünsche ich jedem. Das Verstehen, das Spüren, das Wissen, dass Gott Dich sieht, Deinen Schmerz, Deine Hoffnungslosigkeit, Deine Angst. Und all das, was Du mit Dir herumträgst und Dich belastet. Er ist ein Gott, der Dich sieht!
Gebet
Gott, Deine Augen sind nicht blind. Sie sind da, wenn ich sie brauche. Du siehst mich in jedem Moment meines Lebens. Egal, wie gut oder schlecht ich bin. Egal, wie hoffnungsvoll oder verzweifelt ich bin. Egal, wie viel Liebe oder Wut oder Hass ich gerade im Herzen habe. Du bist ein Gott, der mich sieht, und der niemals Seine Augen abwenden wird von mir. Weil Deine Liebe nicht von Bedingungen abhängt, sondern jederzeit bedingungslos ist. Weil Du der Vater (die Mutter) bist, zu dem (der) ich immer kommen kann. Weil Du da bist, in jedem Moment und hinter alle Mauern meines Herzens siehst und mich trotzdem liebst. Amen.
Songtipp für „Du bist ein Gott, der mich sieht.“: The God who sees, auf YouTube hier zu finden.
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