Heute machte mein Notebook ein automatisches Update seines Betriebssystems, wie so oft vorher. Doch diesmal war alles anders. Nach dem Update ging nichts mehr, das Betriebssystem hatte sich durch fast komplett selbst abgeschossen, nichts ging mehr, und alle meine Daten und Dateien, meine ganze Arbeit der letzten Monate, alles war weg. Nun gab es drei Möglichkeiten für mich: entweder total auszurasten, wie ich es früher ganz „gerne“ getan habe, wenn es Probleme gab. Oder mir ein neues Notebook kaufen und das alte einfach wegschmeißen und das auftretende Problem damit verdrängen, was ich früher auch nur zu „gerne“ gemacht habe. Oder erst einmal einen kühlen Kopf bewahren. Ich habe mich für letzteres entschieden, den fast kompletten schwarzen Bildschirm vor mir angestarrt und dachte dann: wenn da eines helfen kann, dann ist es eine Systemwiederherstellung. Wenn sie nicht funktioniert, sind alle Daten weg, was mich viel Arbeit kosten würde, so manches wieder zusammen zu bekommen, anderes wäre unwiederbringlich verloren – wenn sie indes funktioniert, ist der alte Zustand wiederhergestellt und das System funktioniert wieder.

Das Anschieben der Systemwiederherstellung funktionierte dann auch tatsächlich, und es dauerte und dauerte und dauerte viele Minuten, während das System versuchte, sich selbst wiederherzustellen. Nach langem Warten war es dann soweit: auf dem Bildschirm erschien das Hintergrundbild, das ich so sehr liebe, das Bild meiner Großnichte am Tag ihrer Geburt. Und da wusste ich: nun wird alles gut.

Und dann habe ich mich gefragt, was eigentlich gewesen wäre, hätte ich nicht zumindest geahnt, wie ich das Problem wahrscheinlich lösen könnte. Dann wäre ich alleine dagestanden, hätte mir vielleicht professionelle Hilfe holen müssen – und es hätte gedauert und gedauert, bis ich mein Notebook wieder nutzen kann. Aber ich habe meinen „Technik-Leitfaden“ verstanden und weiß deshalb, wie ich bei solchen Problemen vorgehen muss. Gleiches gilt für das Leben mit Gott. Mir ist in den letzten Jahren immer deutlich geworden, dass wir hier in Deutschland immer automatisch davon ausgehen, jeder hätte schon mal was von Gott gehört und wüsste, was die Bibel ist. Dies ist immer weniger der Fall, die Menschen verlieren immer mehr den Faden zu Gottes Botschaft, in einem Land, das einstmals davon geprägt war, viele Missionare in die ganze Welt auszusenden. Nur unser Land haben wir dabei oft vergessen. Dabei gilt Gottes Frage „Wen soll ich senden? Wer will mein Bote sein?“ nicht für die Mission im Ausland, sondern auch für Menschen in unserem eigenen Land. Denn was nützt es, wenn die ganze Welt Gott kennt, aber hier in Deutschland gehen immer mehr Menschen verloren, weil ihnen vor ihrer eigenen Haustür keiner mehr die Gute Nachricht von Jesus und Seinem Tod am Kreuz bringt?

Deshalb ist es an der Zeit, dass wir uns aufmachen, den Menschen in unserem Land die Botschaft von Gottes Gnade und Liebe zu bringen, den Traurigen die Hoffnung, den Trauernden die Zukunft schenken, ein Ohr für die Kranken zu haben und ein offenes Herz für die Einsamen. Es wird Zeit, dass sich Menschen aufmachen, dass wir uns aufmachen, Du und ich, und wir den Menschen, die von dem Leitfaden, wie sie Gott finden und durch Jesus Liebe und Seinen Tod am Kreuz erlöst werden können, noch nie etwas gehört haben. Oder aber ihnen noch nie jemand die ganze Geschichte erzählt hat. Die Menschen in Deutschland brauchen diesen Leitfaden aber, wie sie ihr Leben in Gottes Hand legen und damit eine „Systemwiederherstellung“ ihres eigenen Lebens machen können. Denn der Kranke bedarf des Arztes, der Traurige braucht jemanden, der ihm sagt, dass es Hoffnung in Jesus gibt, denn der Einsame braucht einen Menschen, der ihm davon erzählt (und es ihn auch spüren lässt), dass er nicht alleine ist, sondern dass Gott ihn liebt und immer bei ihm sein will. Ich glaube, wir brauchen in Deutschland Menschen, die aufstehen, junge und alte, Menschen aller Herkunft und jeden Alters, die bereit dazu sind, sich in die Nachfolge Jesu rufen zu lassen. Nicht, um am Sonntag zu predigen, nicht um am Sonntag einen Gottesdienst zu leiten, nicht um was auch immer zu tun im schon bestehenden Reich Gottes, sondern die Gott dazu ruft, hinaus zu gehen in diese Welt, in unsere Welt, in unser Land, in unsere Städte, in unsere Heimatstädte, und den Menschen von nebenan, den Menschen, die unsere Freunde und Bekannten waren bevor wir zur Gott fanden, zu erzählen, dass Gott sie so sehr geliebt hat, dass Er seinen eigenen Sohn für sie ans Kreuz nageln ließ.

Dazu muss ich eine Geschichte erzählen, die mich selbst nach Jahrzehnten immer noch so sehr berührt, dass ich Tränen in den Augen habe, wenn ich daran denke. Ich komme aus einer nichtchristlichen Familie, hatte zwar christliche Verwandte, von denen ich auch zum Teil wusste, dass sie für mich beteten. Und ich glaubte auch ein wenig an Jesus, ich hatte ja auch im Religionsunterricht in der Grundschule von ihm gehört. Aber wisst ihr, wann der Samen der Liebe Gottes in mein Herz fiel: als sich eine Gruppe junger Menschen aus einer Gemeinde in dem Ort, in dem ich aufgewachsen war, dazu aufmachte, einmal in der Woche für eine Teestubenarbeit ihr Herz zu öffnen. Immer freitags waren viele von uns dort, ich war damals 15, 16. Was die da erzählten, wir fanden es oft zum Lachen, machten uns lustig über diese seltsame Truppe, die aus einer so ganz anderen Welt zu kommen schien.

Aber, und das ist ein Aber, das sich damals wie ein Same in mein Herz gelegt hat: sie liebten uns. Viele von uns Jugendlichen und jungen Erwachsenen waren damals seelische Krüppel, wir wuchsen in Verhältnissen auf, die niemandem zu wünschen sind, viele von uns hatten niemanden, der sie liebte. Und dann kamen wir da freitagsabends hin, und da war Liebe. Bei Menschen, die zum Teil nur in hasserfüllten und gewalttätigen Verhältnissen aufgewachsen sind, führt so was natürlich zum Widerstand, doch egal welchen Unsinn wir machten, wir wurden geliebt von diesen wunderbaren jungen Menschen. Bis der Teufel dafür sorgte, dass die ganze Geschichte ein Ende nahm, indem ein paar Jungs die Teestube irgendwann dem Erdboden gleichmachten. Natürlich waren die Menschen, die uns dort mit ihrer Liebe gedient hatten, am Boden zerstört, dachten sie doch, alles sei vergeblich gewesen.

Das war es aber nicht. Wir wissen oft nicht, ob der Same aufgegangen ist, den wir ausgestreut haben, vieles bekommen wir später nicht mehr mit. Aber wir sind dazu gerufen, von Gott berufen, Samen auszustreuen, jeder auf die Weise, die Gott jedem Einzelnen zeigen wird. IIch habe die Liebe, die ich damals bekommen habe in dieser Teestube, von diesen jungen Menschen, die Gottes Aufruf zum Dienst an denen, die niemanden haben, eine verlorene Jugend, gehört und in ihrem Leben umgesetzt haben, niemals vergessen. Sie war der Same, der eines Tages aufging und ich zu Gott fand. Ich musste zwar noch viele Umwege machen in meinem Leben, Kilometer um Kilometer, aber je weiter ich ging, desto mehr begriff ich selbst von der wunderbaren Liebe und Gnade Gottes, den ich Papa nennen darf.