Das letzte Jahr hat mir das Herz gebrochen. Harte Worte, ich hatte bereits im Dezember darüber geschrieben. Auch jetzt, im neuen Jahr inzwischen angekommen, zieht sich mir beim Gedanken an das vergangene Jahr mein Herz zusammen. Ich wurde verändert. Die Wunden heilen langsam, die Narben sind immer noch frisch. Im Moment komme ich mir vor, als wäre alles zum Stillstand gekommen, als wüsste ich nicht mehr weiter. Die Stagnation fühlt sich an wie ein Warten in der Dunkelheit, wie das Warten auf das Licht, das wiederkehrt. Das Licht, das einen, das mich, leitet, weiterzugehen.

Ich war 2016 drauf und dran, meinen Glauben zu verlieren. Meine (körperliche) Erkrankung, deren Schübe so heftig wurden, dass ich manchmal dachte, ich habe vielleicht nur noch ein paar Monate zu leben. Der Tod meines Vaters, und die Umstände, wie ich überhaupt von seinem Tod erfuhr. Menschen, die mir ihren eigenen Lebensfrust und Lebenshass wie ein Messer in mein Herz trieben, und Verletzungen hinterließen, die tiefe Narben hinterlassen haben.

Warum ich trotzdem an Gott festgehalten habe? Es gibt Momente, da weiß ich selbst das nicht. Da frage ich mich: Wie kannst Du nach all dem, was passiert ist, immer noch glauben? Und doch tue ich es. Manchmal nagen die Zweifel tief, wenn der Schmerz mich überrollt, und ich nur noch die Scherben zu sehen vermag, die immer noch um mich verstreut liegen. Dann frage ich Gott: gibt es Dich überhaupt? Und höre dann dem Schweigen zu.

Ein Grund für viele, den Glauben wegzuwerfen. Ein Grund, von Gott wegzugehen. Klar, das wäre ja auch das, was das Einfachste ist. Einfach alles wegzuwerfen, was an Gutem passiert ist, was Gott verändert hat, in meinem Leben, durch mich, irgendwie, im Leben anderer.

Zwei Dinge lassen mich in diesen Tagen nicht mehr los. Die Jahreslosung für 2017, „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ Hes. 36,26, und ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer: „Mag sein, dass morgen der jüngste Tag anbricht. Dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen – vorher aber nicht.“

Manchmal denke ich, diese Welt ist schon verloren, und ich bin es mit ihr. Doch irgendwo in meinem Herzen ist, auch nach dem letzten Jahr, die Hoffnung, dass es noch ein besseres Morgen gibt. Für uns Menschen, für dieses Land, für unsere Welt. Dass wir, die wir glauben, die Hoffnung nicht aufgeben dürfen, dass das, was wir tun, wie eine Saat ist, die eine bessere Zukunft bringen kann.

In diesen Tagen ist mir eine junge Frau begegnet, die mich wieder hat hoffen lassen, dass diese Welt noch nicht am Ende ist. Vielleicht werde ich die Wende zum Guten nicht mehr erleben, und nur noch die Dunkelheit zu sehen bekommen in meinen letzten Jahren. Aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass Gott Menschen bewegt, mit Herz und Mut, voranzugehen, und Beispiel zu geben dafür, dass auch in den schlimmen Tagen noch ein Licht zu sehen ist.

Ich wünsche jedem von uns Licht in diesem Jahr. Ich wünsche denen, die in der Dunkelheit leben, dass ein Mensch sie findet, und ein Licht in ihrem Herzen entfacht. Ich wünsche uns allen in diesem Jahr eine Begegnung mit Gott, und viel Hoffnung in unseren Herzen. Möge Gott Dir im Stillstand Hoffnung geben, im Warten Geduld, im Weitergehen Mut. Auch den Mut zum Glauben. Weil Glauben auch immer Mut erfordert. Weil eines ist sicher: wegrennen in Zweifeln kann jeder. Ausharren in der Dunkelheit, mit dem kleinen Funken Hoffnung, dass eines Tages irgendwo das Licht wiederkehrt, das ist wahrer Mut.